Jedes Jahr im Spätsommer beginnen viele junge Menschen in Deutschland eine berufliche Ausbildung im dualen System. Die über 300 Ausbildungsberufe unterscheiden sich in vielen Aspekten. Ausbildungsberufe mit höherem kognitiven Anforderungsniveau bieten in stärkerem Maße die Möglichkeit zusätzliche Kompetenzen zu erlernen, die später auf dem Arbeitsmarkt entsprechend besser verwertbar sein sollten.
In einer neuen Studie untersuchten DSS-Forscherin Paula Protsch und ihre Kolleginnen Anett Friedrich und Daniela Rohrbach-Schmidt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), wer Zugang zu kognitiv anspruchsvolleren Ausbildungsberufen hat.
Wie die Analysen auf Basis von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zeigen, werden diese Ausbildungsberufe überwiegend von Ausbildungsanfänger*innen mit mittlerem Schulabschluss oder (Fach-)Abitur ergriffen, insbesondere dann, wenn sie über höhere kognitive Fähigkeiten verfügen. Für diejenigen mit mittlerem Schulabschluss ist der Zugang zudem wahrscheinlicher, wenn sie aus einem Elternhaus mit höherem sozio-ökonomischen Status stammen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Erlernen von kognitiv anspruchsvolleren Ausbildungsberufen und die damit zu erwartenden Vorteile im weiteren Lebensverlauf überwiegend denjenigen offenstehen, die bereits in der Schule erfolgreicher waren. Zugleich ist hervorzuheben, dass auch einige Ausbildungsinteressierte mit Erstem Schulabschluss (je nach Bundesland auch Hauptschulabschluss, Berufsbildungsreife oder Berufsreife genannt) einen entsprechenden Ausbildungsplatz erhalten und auf diese Weise eine neue Chance bekommen, ihre kognitiven Lernpotenziale zu entfalten.
Da diese Chance jedoch eher selten ist, sprechen die Ergebnisse insgesamt dafür, dass schulische Bildungszertifikate und daran orientierte Auswahlverfahren als institutionelle Hürden wirken können und junge Menschen selbst dann in der beruflichen Entwicklung bremsen, wenn sie vergleichsweise höhere kognitive Fähigkeiten haben.