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„Zukunfts- und Berufspläne vor dem Abitur“ (ZuBAb-Studie)

 

Leitung: Prof. Dr. Marita Jacob, Dr. Irena Pietrzyk

Fördernde Institution: Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen

Laufzeit: 2025 – 2027 (36 Monate)

 

Kooperationspartner:

Leipniz-Institut für Bildungsverläufe LIfBi)

  • Leitung: Prof. Dr. Marcel Helbig
  • Mitarbeiterin: Juliana Schneider

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

  • Leitung: Dr. Melinda Erdmann

Kontakt an der Universität zu Köln:

Universitätsstraße 24 | D-50931 Köln

marita.jacobSpamProtectionuni-koeln.de  | pietrzykSpamProtectionwiso.uni-koeln.de

 

Hintergrund

In den letzten Jahren ist die Zahl junger Menschen, die eine Studienberechtigung erlangen, in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Dennoch hängt die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Schritt in ein Hochschulstudium wagen, nach wie vor stark von ihrer sozialen Herkunft ab. Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Beratungsprogramme ins Leben gerufen, die darauf abzielen, die Bildungsentscheidungen junger Menschen von ihrer sozialen Herkunft zu entkoppeln. Allerdings ist im deutschen Kontext noch relativ wenig darüber bekannt, ob diese Programme tatsächlich ihren gewünschten Effekt erzielen.

Im Rahmen des Projekts „Zukunfts- und Berufspläne vor dem Abitur“ (ZuBAb) wurde von 2016 bis 2024 durch die Universität zu Köln und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) ein solches Programm (NRW-Talentscouting), das in Nordrhein-Westfalen angesiedelt ist, untersucht. Zur Beurteilung der Programmwirkung griff das Projekt auf ein längsschnittliches und randomisiert kontrolliertes Studiendesign zurück. Im Zusammenhang mit den Erkenntnissen darüber, wie junge Erwachsene in ihren Bildungsentscheidungen unterstützt werden können, wurde zudem ein umfassender Überblick über die nachschulischen Bildungs- und Zukunftspläne von Oberstufenschüler:innen in NRW generiert.

In den ersten Förderphasen wurde unter anderem eine positive Wirkung des intensiven und langfristen Beratungsprogramms bestätigt.

 

Ziel

Die aktuelle Förderphase knüpft direkt an die vorangegangenen Projektphasen an. Aufbauend auf den bisherigen Erkenntnissen zielt die aktuelle Förderphase darauf ab, die ersten Ergebnisse der ZuBAb-Studie zu erweitern und zu vertiefen.

Erstens sollen in diesem Zusammenhang die Berater:innen (Talentscouts) näher beleuchtet werden. Diese Fachkräfte sind maßgeblich für die Umsetzung des Programms und damit für seine Wirkung verantwortlich. Obwohl sie eine Schlüsselrolle einnehmen, ist bislang wenig über sie bekannt. Ein Ziel der aktuellen Projektphase besteht daher darin, einen tieferen Einblick in verschiedene Aspekte rund um die Talentscouts zu gewinnen, von grundlegenden soziodemographischen und berufsbezogenen Merkmalen bis hin zu der Frage, wie die Talentscouts Bildungserfolg und Chancengleichheit wahrnehmen und wie sich diese Wahrnehmung in ihr Professionsverständnis übersetzt.

Zweitens steht die Untersuchung der Programmwirkung im Fokus. In den bisherigen Förderphasen konnte diese auf methodisch hohem Niveau mittels eines experimentellen Forschungsdesigns bestimmt werden. Jedoch entsprachen im Feldexperiment nicht alle Aspekte des Programms exakt den realen Durchführungsbedingungen des Programms. Daher verfolgt die aktuelle Förderphase das Ziel zu prüfen, welche Wirkung das Programm unter normalen Durchführungsbedingungen auf der Populationsebene, also für das gesamte Bundesland NRW, entfaltet.

Drittens werden im Rahmen des Projekts weitere vertiefende Analysen der bereits erhobenen Längsschnittdaten durchgeführt. Dabei sollen insbesondere die letzten Befragungswellen in den Mittelpunkt rücken, um die langfristige Wirkung des Programms zu untersuchen und ausgewählte Aspekte zu vertiefen.

 

Vorgehen und Methoden

Zur Erreichung der Projektziele werden verschiedene Methoden eingesetzt.

Erstens ist angedacht, eine quantitative Befragung der Talentscouts durchzuführen. Diese Befragung ist als Vollerhebung geplant.

Zweitens sollen zur Untersuchung der Programmwirkung externe Datenquellen genutzt werden, um auf diese Weise die bisherigen Ergebnisse mit Sekundärdaten zu erweitern. Mittels eines quasi-experimentellen Designs sollen die Studienaufnahmequoten an Schulen, an denen das Beratungsprogramm angeboten wird, zu den Studienaufnahmequoten an vergleichbaren Schulen, an denen das Programm nicht angeboten wird, in Beziehung gesetzt werden. So soll der Programmeffekt auf Populationsebene quasi-experimentell geschätzt werden.

Drittens werden die bereits erhobenen Längsschnittdaten (aus der randomisiert kontrollierten Studie) statistisch ausgewertet. Hierbei kommen multivariate Analyseverfahren zum Einsatz, um beispielsweise die langfristigen Auswirkungen des Programms sowie mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede zu untersuchen.

 

Publikationen

2025

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Schneider, J., Helbig, M. & Jacob, M. (im Druck). Same but different: Gender, social Origin, and university Access. Results from a field experiment on guidance counseling. Research on Social Stratification and Mobilityhttps://doi.org/10.1016/j.rssm.2025.101062

Pietrzyk, I., Erdmann, M., Schneider, J., Jacob, M., & Helbig, M. (2025). Guidance counseling can reduce inequality in university enrollment in Germany: Results from a randomized controlled trial. Sociology of Educationhttps://doi.org/10.1177/00380407251323888

Schneider, J., Pietrzyk, I., Erdmann, M., Helbig, M., & Jacob, M. (2025). Individuelle Beratung als Schlüssel zur Chancengleichheit beim Hochschulzugang? Eine experimentelle Studie zu ihrer Wirkung auf verschiedene Ungleichheitsdimensionen. In M. Erdmann, J. Schneider, I. Pietrzyk, M. Helbig, & M. Jacob (Hrsg.), Auf dem Weg zur Hochschulbildung: Beiträge aus Wissenschaft und Praxis aus NRW. Waxmann.

Erdmann, M., Schneider, J., Pietrzyk, I., Helbig, M., & Jacob, M. (Hrsg.) (2025). Auf dem Weg zur Hochschulbildung: Beiträge aus Wissenschaft und Praxis aus NRW. Waxmann. 

2024

Pietrzyk, I., Neumeyer, S., & Erdmann, M. (2024). Unerwartete Role Models. Jugendliche mit Migrationshintergrund können zu Vorbildern in Sachen Bildung werden. WZB-Mitteilungen, 3(185), 17-20. https://bibliothek.wzb.eu/artikel/2024/f-26464.pdf

2023

Erdmann, M., Schneider, J., Pietrzyk, I., Jacob, M., & Helbig, M. (2023). The impact of guidance counselling on gender segregation: Major choice and persistence in higher education: An experimental study. Frontiers in Sociology, 8, Article 1154138. https://doi.org/10.3389/fsoc.2023.1154138

Pietrzyk, I., Jacob, M., Erdmann, M. (2023). Who benefits from guidance counseling? Insights on native and immigrant students from low social origins. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. https://doi.org/10.1007/s11577-023-00921-3

Pietrzyk, I., & Helbig, M. (2023). To benefit from an educational program, you need to participate: Participation patterns in an educational intervention promoting college access. Journal for Educational Research Online, 15(1), 95-118. https://doi.org/10.31244/jero.2023.01.05

Erdmann, M., Helbig, M., & Pietrzyk, I. (2023). Ein Plädoyer für eine neue methodische Übereinkunft. Zum Potenzial von randomisiert‐kontrollierten Studien in der Evaluation von Schulentwicklungsprogrammen. Die Deutsche Schule 115 (3), 247–261. https://doi.org/10.31244/dds.2023.03.08.

2022

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Helbig, M., Jacob, M., Stuth, S. (2022). Können intensive Beratungsprogramme soziale Ungleichheit beim Übergang in die Hochschule reduzieren? Ergebnisse eines Feldexperiments. Schweizerische Zeitschrift für Soziologie 48 (1). 137-162. https://www.econstor.eu/handle/10419/251280

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Helbig, M., Jacob, M., & Stuth, S. (2022). Do intensive guidance programs reduce social inequality in the transition to higher education in Germany? : Experimental evidence from the ZuBAb study 0.5 years after high school graduation. (WZB Discussion Paper No. P 2022–001). Berlin Social Science Center. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2022/p22-001.pdf

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Helbig, M., Jacob, M., Schneider, J., & Allmendinger, J. (2022). Soziale Ungleichheit beim Hochschulzugang verringern: Intensive Beratung fördert die Passung zwischen Potenzialen und Bildungsentscheidungen (WZBrief Bildung No. 45). Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. https://www.wzb.eu/de/publikationen/wzbrief-bildung

Erdmann, M., Pietrzyk, I., Schneider, J., Helbig, M., Jacob, M., & Allmendinger, J. (2022). Bildungsungleichheit nach der Hochschulreife – das lässt sich ändern: Eine Untersuchung der Wirksamkeit eines intensiven Beratungsprogramms 1,5 Jahre nach dem Abitur (WZB Discussion Paper No. P 2022–002). Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2022/p22-002.pdf

2021

Erdmann, M., Helbig, M., & Stuth, S. (2021). Lehrende als Gatekeeper für externe Förderprogramme im Bildungssystem: Eine Analyse von Fremdselektionsprozessen bei der Schülerauswahl anhand einer Bildungsintervention. Soziale Welt, 72(3), 255-282. https://doi.org/10.5771/0038-6073-2021-3-255

2019

Pietrzyk, I. & Erdmann, M. (2019). Investigating the Impact of Interventions on Educational Disparities: Estimating Average Treatment Effects (ATEs) is not Sufficient. Research in Social Stratification and Mobilityhttps://doi.org/10.1016/j.rssm.2019.100471

Pietrzyk, I., Allmendinger, J., Erdmann, M., Helbig, M., Jacob, M., Stuth, S. (2019). Future and Career Plans Before High School Graduation (ZuBAb): Background, Research Questions and Research Design. WZB Discussion Paper, P 2019–004. Berlin, Germany: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2019/p19-004.pdf